Beton ist einer der am häufigsten verwendeten Baustoffe weltweit. Seine Stabilität, Langlebigkeit und der geringe Preis machen ihn zum bevorzugten Material für Gebäude, Straßen und Brücken. Doch Beton hat auch seine Schattenseiten: Die Herstellung ist energieintensiv und verursacht hohe CO₂-Emissionen, insbesondere durch den enthaltenen Zement. Zudem ist Beton sehr schwer und dadurch schwieriger zu transportieren, anfällig für Schäden durch Frost und Kälte. Auch der Bausand, der für die Betonproduktion benötigt wird, könnte zukünftig knapp werden und so die Kosten für die Herstellung in die Höhe treiben.
Angesichts dieser wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen gewinnen alternative Baustoffe zunehmend an Bedeutung. Sie sind oft umweltfreundlicher als herkömmlicher Beton und können Teil einer Kreislaufwirtschaft werden, in der Ressourcenknappheit keine Rolle mehr spielt. Doch nicht nur das: Die Baubranche kann außerdem von neuen gestalterischen und funktionalen Möglichkeiten der Alternativmaterialien profitieren. Im Folgenden werden acht vielversprechende Baustoffe vorgestellt, die das Bauen der Zukunft revolutionieren könnten.
Lehm zählt zu den ältesten Baustoffen der Welt. Dass er heute wiederentdeckt wird, ist kein Wunder, denn Lehm bietet einige Vorteile gegenüber herkömmlichen Baustoffen. Er besteht aus einer Mischung aus Ton, Sand, Kies oder Steinen und kann ohne aufwendige industrielle Prozesse verarbeitet werden, was den Stoff besonders interessant für Umbauarbeiten macht. Lehm kann in vielfältiger Form im Bau eingesetzt werden: Beispielsweise als Lehmsteine, Lehmmörtel, Leichtlehm oder Lehmplatten.
Der Stoff gibt keine Schadstoffe an die Umwelt ab, wirkt stattdessen feuchtigkeitsregulierend und speichert Wärme. Die Folge? Ein verbessertes Raumklima sowie eine gesteigerte Energieeffizienz des Gebäudes. Da der Traditionsbaustoff nur aus mineralischen Materialien besteht, ist er nicht brennbar. Lehm ist außerdem gut recyclingfähig und kann immer wiederverwendet werden. Dafür muss der ungebrannte Stoff nur mit Wasser angereichert und neu geformt werden.
Darin liegt auch der größte Nachteil von Lehm. Während der Bauphasen benötigt er längere Trockenzeiten und ist in diesen Zeiten besonders anfällig für Feuchtigkeit und Kälte. Auch anschließend ist Lehm nur gering witterungsbeständig und benötigt, sollte er in Außenbereichen eingesetzt werden, zusätzlichen Schutz.
Trotz dieser Herausforderungen eignet sich Lehm hervorragend für den Innenausbau und bietet eine vielfältige Alternative zu klassischen Baustoffen.
Holz ist einer der bekanntesten alternativen Baustoffe und erfreut sich im Bauwesen zunehmender Beliebtheit. Dass Holzhäuser wieder mehr nachgefragt werden, liegt an einer ganzen Reihe an Vorteilen. Holz ist nicht nur ein nachwachsender Rohstoff, der CO2 bindet und im unbehandelten Zustand einfach recycelt werden kann, sondern hat darüber hinaus auch gute wärmedämmende Eigenschaften. Bauherren, die sich für Holz entscheiden, benötigen also weniger zusätzliches Dämmmaterial und können so Kosten sparen. Außerdem ist Holz sehr stabil – es werden sogar Holzhochhäuser gebaut. Hinzukommt, dass der Holzbau mittlerweile durch staatliche Maßnahmen wie Förderprogramme oder bauordnungsrechtliche Anpassungen begünstigt wird, sodass für Bauunternehmen, die auf Holz setzen, ein Wettbewerbsvorteil entstehen kann.
Doch auch dieser Baustoff hat leider einige Nachteile: Holz ist anfällig für Feuchtigkeit und ohne die entsprechende Behandlung auch für Schädlinge. Zudem bieten Holzbauten keinen guten Schallschutz, was den Baustoff für die Errichtung von beispielsweise Mehrfamilienhäusern ungeeignet macht. Dazu kommt, dass Holz korrosionsanfällig ist. Obwohl moderne Holzbauweisen einen guten Brandschutz bieten, bleibt das Brandrisiko außerdem höher als bei mineralischen Baustoffen.
Dennoch Holz ist ein leistungsstarkes und vielseitig einsetzbares Material, das definitiv seinen Platz in der Bauwirtschaft verdient. Besonders beliebt macht es sich im Holzrahmenbau, bei Holzmassivhäusern und in der Fassadengestaltung.
Jahrhundertelang wurde mit Stroh gedämmt, als synthetische Stoffe auf den Markt kamen, geriet es jedoch in Vergessenheit. Zu Unrecht! Als Nebenprodukt der Landwirtschaft ist Stroh sehr kostengünstig. In Mitteleuropa ist es außerdem massenhaft erhältlich, was den Preis ebenfalls senkt. Für den Hausbau kann Stroh in Form von gepressten Strohballen genutzt werden, bietet eine hervorragende Wärmedämmung und trägt so zu niedrigeren Heizkosten bei. Die gestalterischen Möglichkeiten von Stroh als Baustoff übersteigen die von konventionellen Materialien, da beispielsweise auch abgerundete Formen mühelos realisiert werden können.
Auf der Baustelle sehen sich Bauunternehmen dennoch einigen Herausforderungen gegenüber. Das feuchtigkeitsempfindliche Material muss anschließend verputzt werden, um Wind und Wetter standhalten zu können. Außerdem ist es nur begrenzt tragfähig. In Deutschland wird Stroh daher als tragender Baustoff nicht zugelassen und es dürfen bisher nur eingeschossige Häuser errichtet werden.
In Kombination mit Lehmputz oder Holzrahmenkonstruktionen erweist sich Stroh jedoch als eine nachhaltige, kreative und kostengünstige Alternative zu konventionellen Dämmstoffen.
Hanfbeton besteht, obwohl der Name es anders vermuten lässt, nicht aus Beton, sondern aus einem Mix aus Hanffasern, Kalkmischungen und Wasser. Den Namen verdankt das Material der Tatsache, dass es genauso fest wie Beton ist, dafür aber sehr viel leichter und umso biegsamer. Hanfbeton überzeugt durch seine guten Dämmeigenschaften, gilt als langlebig und resistent gegen Schimmel, bietet einen guten Schallschutz und ist sogar widerstandsfähiger gegenüber Feuer als herkömmlicher Beton. In Form von Putz, Mörtel oder als Fassadenverkleidung lässt sich der Baustoff auch problemlos bei Restaurierungsarbeiten anwenden.
Die Nachteile liegen in der geringen Tragfähigkeit und der (noch) begrenzten Verfügbarkeit in Deutschland.
Hanfbeton ist auf dem besten Weg ein vielversprechenden Baustoff sowohl für den Hausbau als auch für die Denkmalpflege zu werden.
Das einstige Wundermaterial Plastik gilt mittlerweile als große Umweltsünde und das auch zurecht: Denn, wenn es nicht recycelt wird, vergiftet es die Umwelt und benötigt Jahrtausende, bis es vollständig zersetzt ist. Doch gerade diese Langlebigkeit ist es, die sich die Bauindustrie zu Nutzen machen kann. In Form von Ecobricks, also mit Sand oder Müll gefüllte Plastikflaschen, oder als Ziegelsteine aus eingeschmolzenem Kunststoff, lässt sich Plastik als Baustoff nutzen.
Das Bauen mit Ecobricks ist die einfachste Methode. Da es sich bei den Flaschen um Abfallprodukte handelt, können Bauunternehmen hier Kosten bei der Materialbeschaffung sparen. Zwar gibt es in Europa kaum Gebäude, die mit dieser Technik errichtet werden und daher wenig Erfahrungswerte; in Honduras jedoch erzielen Bauprojekte aus Plastikflaschen bereits Erfolge. Die „Flaschenhäuser“ erweisen sich als besonders stabil und halten sogar Erdbeben der Stärke 7 aus. Weitere Vorteile liegen in der Flexibilität, dem geringen Gewicht und der einfachen Weiterverarbeitung und Installation des Materials.
Die Bauweise mit Ecobricks lässt sich jedoch nicht standardisieren und ist somit noch nicht für einen unternehmerischen Maßstab skalierbar. Auch an die Ästhetik muss sich sicherlich noch gewöhnt werden. Die Herstellung von Ziegeln aus Kunststoffmischungen ist jedoch teuer und erfordert Fachwissen und spezielle Ausrüstung.
Um die Verwendung von Plastikabfall für Bauunternehmen wirtschaftlich zu gestalten, muss also noch einiges geschehen. Dennoch bietet diese Methode als Recycling-Ansatz einen spannenden Beitrag zu einer zukunftstauglichen Bauweise.
Es steht außer Frage; die Bauindustrie muss neben Beton zu Alternativen greifen können. Wie oben gezeigt, sind einige Baustoffe schon erprobt und bereits im Einsatz. In innovativen Forschungsprojekten werden aber auch weiterhin neue Möglichkeiten des alternativen Bauens ausgelotet. Darunter auch Materialien, wie Seegras, Pilz und Pappe – Stoffe, die sich auf den ersten Blick wohl kaum für den Häuserbau eignen würden.
Pilze: Eine natürliche Alternative zu Kunststoff bildet das Material, der auf dem Myzel von Pilzen basiert. Myzel bezeichnet den unterirdischen Teil von Pilzen. Auf landwirtschaftlichen Reststoffen, wie Stroh und Olivenkerne, wächst der Pilze zu festen Blöcken heran, die als Dämmstoff genutzt werden können. Dieser Baustoff ist feuerfest, wasserabweisend, nicht allergen und vollständig biologisch abbaubar. Besonders interessant für die Baubranche: Bei der Züchtung des Pilzes können einzelne Eigenschaften, wie Textur, Festigkeit, Elastizität gezielt beeinflusst werden.
Seegras: Das Dämmmaterial der Zukunft könnte abgestorbenes Seegras sein. Das ungewöhnliche Material ist sowohl resistent gegen Feuchtigkeit und Schädlinge, verrottet nicht und ist nur schwer entflammbar. Seegras reguliert die Luftfeuchtigkeit und kann in vielfältiger Weise verarbeitet werden. Zurzeit ist dieses Material noch ziemlich teuer, jedoch stehen staatliche Fördermittel als Anreize für die Unternehmen zur Verfügung.
Pappe: Entgegen der allgemeinen Annahme kann Pappe sehr robust sein, wenn es richtig behandelt und eingesetzt wird. Das zeigt beispielsweise die niederländische Firma Fiction Factory mit ihren „Wikkelhäusern“ auf Helgoland. Aus 24 miteinander verklebte Pappschichten, die innen und außen mit Holz verkleidet wurden, entstanden stabile Häuschen, denen eine Lebensdauer von rund 50 Jahren prognostiziert wurde.
Die Bauindustrie steht vor der Herausforderung, zukunftstauglichere Alternativen zu Beton zu finden. Holz, Lehm, Hanfbeton und andere nachhaltige Baustoffe zeigen, dass es bereits praktikable Lösungen gibt. Diese sind nicht nur wegen ihrer ökologischen Eigenschaften interessant, sondern bieten auch andere Vorteile, wie Flexibilität, Kosteneinsparungen und Designvielfalt. Während einige dieser Materialien noch Nischenprodukte sind, könnte ihre Nutzung in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Dennoch erfüllt Beton gerade bei den Anforderungen an Festigkeit und Dauerhaftigkeit hohe Ansprüche, denen bis jetzt noch kein alternatives Material entspricht. In Bereichen, wie beispielsweise Tunnel- und Brückenbau wird Beton also trotz aller Diskussionen kaum seinen Spitzenplatz einbüßen. Im Eigenheimbau sieht es jedoch anders aus.
Als Bauunternehmen sehen wir die Notwendigkeit, innovative Bauweisen voranzutreiben. Wer sich für alternative Baustoffe entscheidet, kann von besseren baubiologischen Eigenschaften profitieren und dabei sogar die Umwelt schonen. Es geht nicht darum Beton als Baustoff zu ersetzen, sondern sich kreativ mit Verwendung verschiedener Materialien auseinanderzusetzen. Die Zukunft des Bauens ist vielfältig – und es muss nicht immer Beton sein.